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WEG – Haftung für Schäden wegen unterlassener Instandsetzungsmaßnahmen

In München musste eine Eigentümergemeinschaft vor Gericht antreten, weil sie sich weigerte, Mängel am Gemeinschaftseigentum zu beseitigen. Eine einzelne Eigentümerin klagte erfolgreich auf die Durchführung notwendiger Sanierungsmaßnahmen, während ihre Forderungen nach Schadensersatz an den Plattenbelag und gegen einzelne Eigentümer abgewiesen wurden. Das Urteil unterstreicht die Pflicht der Gemeinschaft zur Instandhaltung des gemeinschaftlichen Eigentums und zeigt die Grenzen individueller Ansprüche auf.

Das Wichtigste: Kurz & knapp

  • Das Gericht befasste sich mit einer Klage betreffend Mängel am Gemeinschaftseigentum und daran angeschlossenen Sondereigentum.
  • Der Fall zeigt die Schwierigkeiten auf, die Wohnungseigentümer bei der Durchsetzung von Instandsetzungsansprüchen haben können.
  • Der Kläger wollte, dass die Eigentümergemeinschaft bestimmte Mängel nach einem Gutachten beseitigt.
  • Die Entscheidung des Gerichts führte zu einer teilweisen Abänderung des vorherigen Urteils und stellte fest, dass einige Mängel zu beseitigen sind.
  • Das Gericht entschied, dass die Klägerin Anspruch auf die Instandsetzungsmaßnahmen hat, weil die Mängel rechtlich relevant sind.
  • Die Kosten des Verfahrens wurden zwischen den Parteien aufgeteilt, was die finanziellen Auswirkungen eines gerichtlichen Verfahrens verdeutlicht.
  • Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar, was eine schnelle Umsetzung der Entscheidung ermöglicht.
  • Die Entscheidung stärkt die Rechte von Wohnungseigentümern in Bezug auf Mängel am Gemeinschaftseigentum.
  • Wohnungseigentümer sollten sich über ihre Rechte und Pflichten im Hinblick auf Instandhaltungsansprüche bewusst sein.
  • Die Entscheidung zeigt die Notwendigkeit einer klaren Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Eigentümergemeinschaft zur Lösung von Mängelproblemen.

WEG-Haftung: Schadensersatzansprüche bei unterlassenen Instandsetzungen

Die Verantwortung innerhalb einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) geht weit über das alltägliche Zusammenleben der Eigentümer hinaus. Das Wohnungseigentumsgesetz definiert klare Pflichten, die insbesondere die Instandhaltungs- und Instandsetzungspflichten betreffen. Diese Pflichten sind entscheidend für den Zustand der Immobilie, da sie den Schutz des Eigentums und der Werte innerhalb der Gemeinschaft gewährleisten sollen. Kommt es jedoch zu Schäden, die durch unterlassene Instandsetzungsmaßnahmen entstehen, können komplexe Haftungsfragen aufkommen. Eigentümer haben möglicherweise Anspruch auf Schadensersatz, wenn die Verantwortlichkeit der WEG verletzt wird.

Bei der Beurteilung von Schadensfällen ist es wichtig, die spezifischen Mängelansprüche und die damit verbundenen Pflichtverletzungen zu betrachten. Die Verkehrssicherungspflicht innerhalb der Eigentümergemeinschaft spielt hierbei eine zentrale Rolle, da sie dafür sorgt, dass Schäden an Eigentum und Gemeinschaftsräumen rechtzeitig beseitigt werden. Wird diese Pflicht nicht erfüllt, namentlich durch unzureichende oder unterlassene Reparaturmaßnahmen, können betroffene Eigentümer nicht nur auf Instandsetzung drängen, sondern unter Umständen auch Ersatz ihrer Schäden fordern.

Im Folgenden wird ein konkreter Fall näher betrachtet, der sich mit den rechtlichen Implikationen und Haftungsfragen im Zusammenhang mit unterlassenen Instandsetzungsmaßnahmen auseinandersetzt.

Der Fall vor Gericht


Wohnungseigentümergemeinschaft muss Mängel am Gemeinschaftseigentum beheben

Das Landgericht München I hat in einem Berufungsverfahren entschieden, dass eine Wohnungseigentümergemeinschaft Mängel am Gemeinschaftseigentum beseitigen muss.

Haftung der WEG bei Instandsetzungspflicht
Die Wohnungseigentümergemeinschaft ist verpflichtet, festgestellte Mängel am Gemeinschaftseigentum zu beseitigen, während Schadensersatzforderungen gegen einzelne Eigentümer aufgrund mangelnder Nachweisführung abgewiesen wurden. (Symbolfoto: Ideogram gen.)

Die Klägerin, eine Sondereigentümerin, hatte die Gemeinschaft auf Beschlussersetzung verklagt, nachdem diese trotz festgestellter Mängel untätig geblieben war.

Festgestellte Mängel erfordern Sanierungsmaßnahmen

Das Gericht stützte sich auf ein Sachverständigengutachten, das im Rahmen eines Beweissicherungsverfahrens erstellt worden war. Darin wurden mehrere Mängel am Gemeinschaftseigentum festgestellt, die nun behoben werden müssen:

  1. An der Nordwestgiebelwand soll eine Außendämmung angebracht werden, um Wärmebrücken zu beseitigen.
  2. Eine horizontale Fuge in der Fassade (Attika) oberhalb der Wohnung der Klägerin muss nachgebessert bzw. verschlossen werden.
  3. Die Fensterbleche des Wohnzimmerfensters der klägerischen Wohnung auf der Westseite müssen ertüchtigt werden.

Das Gericht betonte, dass die Gemeinschaft bei diesen Maßnahmen kein Ermessen mehr habe. Die Sanierung sei aufgrund der gutachterlich festgestellten Mängel zwingend erforderlich.

Kein Anspruch auf Erneuerung des Plattenbelags

Abgewiesen wurde hingegen der Antrag der Klägerin auf Erneuerung des Plattenbelags ihrer Dachterrasse. Hierbei handele es sich um einen Schadensersatzanspruch wegen angeblicher Beschädigung durch frühere Fassadenarbeiten. Das Gericht stellte fest, dass ein solcher Anspruch bereits verjährt sei.

Schadensersatzforderung gegen einzelne Eigentümer abgewiesen

Die Klägerin hatte zudem Schadensersatz von den übrigen Eigentümern gefordert. Diese Forderung wurde vollständig abgewiesen. Das Gericht begründete dies damit, dass die Klägerin nicht dargelegt habe, welche Eigentümer in welcher Eigentümerversammlung pflichtwidrig eine Beschlussfassung verhindert hätten. Zudem sei nach dem Vortrag der Klägerin die Hausverwaltung ihrer Informationspflicht nicht nachgekommen. Ohne ausreichende Information könnten die Eigentümer aber nicht für die Nichtbehebung der Mängel verantwortlich gemacht werden.

Kostenentscheidung und Rechtsmittel

Die Kosten des Verfahrens wurden entsprechend dem Obsiegen und Unterliegen der Parteien aufgeteilt. Die Wohnungseigentümergemeinschaft muss dabei auch einen Teil der Kosten des vorangegangenen Beweissicherungsverfahrens tragen. Eine Rechtsbeschwerde wurde nicht zugelassen.


Die Schlüsselerkenntnisse


Diese Entscheidung unterstreicht die Pflicht der Wohnungseigentümergemeinschaft zur Behebung von Mängeln am Gemeinschaftseigentum, wenn diese durch ein Sachverständigengutachten festgestellt wurden. Sie verdeutlicht jedoch auch die Grenzen der Haftung einzelner Eigentümer, die bei mangelnder Information durch die Hausverwaltung nicht für Versäumnisse verantwortlich gemacht werden können. Die Entscheidung stärkt somit die Position einzelner Eigentümer gegenüber der Gemeinschaft bei nachgewiesenen Mängeln, schützt sie aber gleichzeitig vor ungerechtfertigten Schadensersatzforderungen.


Was bedeutet das Urteil für Sie?

Dieses Urteil stärkt Ihre Position als Wohnungseigentümer oder Mieter bei Mängeln am Gemeinschaftseigentum. Wenn ein Sachverständigengutachten Schäden feststellt, muss die Eigentümergemeinschaft diese beheben – ohne Ermessensspielraum. Sie können notfalls per Gericht einen entsprechenden Beschluss erzwingen. Allerdings müssen Sie bei Schadensersatzforderungen gegen einzelne Eigentümer nachweisen, dass diese pflichtwidrig gehandelt haben. Wichtig: Achten Sie auf die Verjährungsfristen und die ordnungsgemäße Information aller Beteiligten durch die Hausverwaltung. Bei Unklarheiten sollten Sie frühzeitig rechtlichen Rat einholen, um Ihre Ansprüche zu wahren.


Weiterführende Informationen

In unserer FAQ-Rubrik finden Sie wertvolle Informationen zu häufigen Fragen rund um das Thema Wohnungseigentum und die damit verbundenen rechtlichen Aspekte. Besonders beleuchten wir die Haftung der WEG bei Instandsetzungspflicht, die für viele Eigentümer von großer Bedeutung ist. Entdecken Sie praxisnahe Antworten und klare Erläuterungen, die Ihnen helfen, rechtliche Fragestellungen verständlich zu klären.


Häufig gestellte Fragen (FAQ)


 

Was kann ich tun, wenn die Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) notwendige Instandsetzungsmaßnahmen nicht durchführt?

Wenn die Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) notwendige Instandsetzungsmaßnahmen nicht durchführt, haben Sie als Wohnungseigentümer mehrere Möglichkeiten, um Ihre Rechte durchzusetzen:

Antrag in der Eigentümerversammlung stellen

Bringen Sie die Angelegenheit zunächst auf einer Eigentümerversammlung zur Sprache. Stellen Sie einen Antrag zur Durchführung der erforderlichen Instandsetzungsmaßnahmen. Begründen Sie dabei detailliert die Notwendigkeit der Maßnahmen und weisen Sie auf mögliche Folgeschäden bei Unterlassung hin. Ein solcher Antrag sollte möglichst konkret formuliert sein und idealerweise bereits Kostenvoranschläge enthalten.

Beschlussanfechtungsklage erheben

Wird Ihr Antrag abgelehnt, können Sie den ablehnenden Beschluss innerhalb eines Monats nach der Beschlussfassung gerichtlich anfechten. Diese Frist ist unbedingt einzuhalten. Die Anfechtungsklage richtet sich gegen die übrigen Wohnungseigentümer. Ziel ist es, den Negativbeschluss für ungültig erklären zu lassen.

Beschlussersetzungsklage einreichen

Parallel zur Anfechtungsklage oder als eigenständige Maßnahme können Sie eine Beschlussersetzungsklage nach § 21 Abs. 8 WEG erheben. Hierbei beantragen Sie beim zuständigen Amtsgericht, anstelle der Eigentümergemeinschaft die erforderlichen Maßnahmen zu beschließen. Das Gericht kann dann die notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen anordnen, wenn diese der ordnungsgemäßen Verwaltung entsprechen.

Auf Schadensersatz klagen

Entstehen Ihnen durch die Verzögerung der Instandsetzung Schäden, etwa durch Mietausfälle oder Schäden an Ihrem Sondereigentum, können Sie unter Umständen Schadensersatzansprüche gegen die übrigen Wohnungseigentümer geltend machen. Nach der Rechtsprechung des BGH haften Wohnungseigentümer, die pflichtwidrig eine gebotene Sanierung des Gemeinschaftseigentums verzögern, auf Schadensersatz gegenüber geschädigten Miteigentümern.

Selbstvornahme in dringenden Fällen

In besonders dringenden Fällen, wenn Gefahr im Verzug ist, können Sie als Wohnungseigentümer ausnahmsweise auch selbst die notwendigen Maßnahmen veranlassen. Dies sollte jedoch nur in extremen Notfällen geschehen, etwa um unmittelbar drohende schwere Schäden abzuwenden. Informieren Sie in einem solchen Fall umgehend die Verwaltung und die anderen Eigentümer.

Dokumentation und Beweissicherung

Unabhängig davon, welchen Weg Sie wählen, ist es wichtig, dass Sie alle Schritte sorgfältig dokumentieren. Sammeln Sie Beweise für den Instandsetzungsbedarf, etwa durch Fotos oder Gutachten. Bewahren Sie alle relevanten Unterlagen und Korrespondenzen auf. Diese Dokumentation kann in einem möglichen Rechtsstreit von großer Bedeutung sein.

Bedenken Sie, dass die Durchsetzung von Instandsetzungsmaßnahmen gegen den Willen der Mehrheit der Eigentümer oft ein langwieriger Prozess sein kann. Es empfiehlt sich daher, zunächst alle Möglichkeiten der einvernehmlichen Lösung auszuschöpfen, bevor Sie rechtliche Schritte einleiten.


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Welche Mängel am Gemeinschaftseigentum muss die WEG zwingend beheben?

Die Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) ist grundsätzlich verpflichtet, alle Mängel am Gemeinschaftseigentum zu beheben, die dessen ordnungsgemäße Instandhaltung und Instandsetzung betreffen. Diese Pflicht ergibt sich aus § 19 Abs. 2 Nr. 2 des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG). Zwingend zu beheben sind insbesondere Mängel, die:

  1. Die Sicherheit des Gebäudes gefährden
  2. Die Funktionsfähigkeit wesentlicher Gebäudeteile beeinträchtigen
  3. Gesundheitsrisiken für die Bewohner darstellen
  4. Gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen

Sicherheitsrelevante Mängel

Hierzu zählen beispielsweise Schäden an tragenden Bauteilen, defekte Brandschutztüren oder mangelhafte elektrische Anlagen. Wenn Sie etwa Risse in tragenden Wänden bemerken, muss die WEG umgehend handeln, um die Stabilität des Gebäudes zu gewährleisten.

Funktionsbeeinträchtigende Mängel

Darunter fallen Schäden an gemeinschaftlichen Versorgungsleitungen, Heizungsanlagen oder Aufzügen. Stellen Sie sich vor, die zentrale Heizungsanlage fällt im Winter aus – hier besteht eine zwingende Pflicht zur schnellen Reparatur.

Gesundheitsgefährdende Mängel

Hierzu gehören beispielsweise Schimmelbildung aufgrund von Baumängeln oder Asbestbelastungen in Gemeinschaftsräumen. Wenn in Ihrem Keller aufgrund eines undichten Rohrs Schimmel entsteht, muss die WEG nicht nur das Rohr reparieren, sondern auch den Schimmel fachgerecht entfernen lassen.

Gesetzeswidrige Zustände

Die WEG muss auch Mängel beheben, die gegen geltendes Recht verstoßen. Dies betrifft etwa die Einhaltung von Energieeinsparverordnungen oder baurechtlichen Vorschriften. Wenn Ihre Wohnanlage beispielsweise über eine veraltete Heizungsanlage verfügt, die nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen entspricht, muss die WEG eine Erneuerung veranlassen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die WEG bei der Mängelbeseitigung ein gewisses Ermessen hat, was die Art und den Umfang der Maßnahmen betrifft. Sie muss jedoch in jedem Fall sicherstellen, dass der ordnungsgemäße Zustand des Gemeinschaftseigentums wiederhergestellt wird.

Die Entscheidung über die Durchführung von Instandhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen trifft die Eigentümerversammlung durch Mehrheitsbeschluss. In dringenden Fällen kann und muss der Verwalter auch ohne vorherigen Beschluss handeln, um Schäden von der Gemeinschaft abzuwenden.

Wenn Sie als Wohnungseigentümer Mängel am Gemeinschaftseigentum feststellen, sollten Sie diese umgehend dem Verwalter melden. Dieser ist verpflichtet, die Eigentümergemeinschaft zu informieren und eine Beschlussfassung über die erforderlichen Maßnahmen vorzubereiten.


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Wer trägt die Kosten für die Instandsetzung am Gemeinschaftseigentum?

Die Kosten für die Instandsetzung am Gemeinschaftseigentum werden grundsätzlich von allen Wohnungseigentümern gemeinsam getragen. Gemäß § 16 Abs. 2 WEG (Wohnungseigentumsgesetz) erfolgt die Verteilung dieser Kosten nach dem Verhältnis der Miteigentumsanteile, sofern nichts anderes vereinbart ist.

Gesetzliche Grundlage und Verteilungsschlüssel

Der gesetzliche Verteilungsschlüssel sieht vor, dass jeder Wohnungseigentümer entsprechend seines Miteigentumsanteils an den Kosten beteiligt wird. Wenn Sie also beispielsweise einen Miteigentumsanteil von 10% haben, müssen Sie auch 10% der Instandsetzungskosten tragen. Dieser Schlüssel gilt automatisch, wenn in der Teilungserklärung oder durch Beschluss nichts anderes festgelegt wurde.

Abweichende Kostenverteilung

Es besteht die Möglichkeit, von diesem gesetzlichen Verteilungsschlüssel abzuweichen. Dies kann auf zwei Wegen geschehen:

  1. Durch Vereinbarung: In der Teilungserklärung oder durch eine spätere Vereinbarung aller Eigentümer kann ein anderer Verteilungsschlüssel festgelegt werden. Stellen Sie sich vor, Ihre Wohnungseigentümergemeinschaft beschließt, die Kosten nach Wohnfläche statt nach Miteigentumsanteilen zu verteilen.
  2. Durch Beschluss: Seit der WEG-Reform 2020 können die Wohnungseigentümer gemäß § 16 Abs. 2 Satz 2 WEG auch durch einfachen Mehrheitsbeschluss für einzelne Maßnahmen oder bestimmte Arten von Kosten eine abweichende Verteilung beschließen.

Besonderheiten bei der Kostenverteilung

Wichtig zu wissen: Die Wohnungseigentümer haben bei der Änderung des Umlageschlüssels einen weiten Gestaltungsspielraum. Der Bundesgerichtshof hat in aktuellen Urteilen (vom 22.03.2024, Az. V ZR 81/23 und V ZR 87/23) entschieden, dass es zulässig ist, Kosten für bestimmte Instandsetzungsmaßnahmen am Gemeinschaftseigentum auch nur einzelnen Eigentümern aufzuerlegen, wenn diese einen besonderen Nutzen davon haben.

Wenn Sie beispielsweise in einer Wohnanlage mit Aufzug im Erdgeschoss wohnen, könnte beschlossen werden, dass Sie sich an den Instandhaltungskosten des Aufzugs nicht oder nur in geringerem Maße beteiligen müssen, da Sie ihn seltener nutzen als die Bewohner der oberen Stockwerke.

Grenzen der abweichenden Kostenverteilung

Trotz des weiten Gestaltungsspielraums gibt es Grenzen: Ein Beschluss zur Änderung der Kostenverteilung muss der ordnungsmäßigen Verwaltung entsprechen. Das bedeutet, er darf nicht willkürlich sein oder zu einer ungerechtfertigten Benachteiligung einzelner Eigentümer führen. Wenn Sie sich durch einen solchen Beschluss ungerecht behandelt fühlen, haben Sie die Möglichkeit, diesen gerichtlich überprüfen zu lassen.


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Welche Rechte habe ich als Wohnungseigentümer, wenn die Hausverwaltung ihre Informationspflicht verletzt?

Als Wohnungseigentümer haben Sie umfassende Rechte auf Information durch die Hausverwaltung. Wenn diese ihrer Informationspflicht nicht nachkommt, stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um Ihre Rechte durchzusetzen.

Gesetzliche Grundlagen der Informationspflicht

Die Informationspflicht der Hausverwaltung ergibt sich aus dem Wohnungseigentumsgesetz (WEG) und dem Verwaltervertrag. Nach § 18 Abs. 4 WEG haben Sie als Wohnungseigentümer ein Recht auf Einsicht in die Verwaltungsunterlagen. Dies umfasst sämtliche Dokumente, die die Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums betreffen.

Konkrete Rechte bei Verletzung der Informationspflicht

Wenn die Hausverwaltung ihrer Informationspflicht nicht nachkommt, können Sie folgende Schritte unternehmen:

  1. Schriftliche Aufforderung: Fordern Sie die Hausverwaltung schriftlich auf, ihren Informationspflichten nachzukommen. Setzen Sie dabei eine angemessene Frist.
  2. Einberufung einer Eigentümerversammlung: Sie können eine außerordentliche Eigentümerversammlung einberufen lassen, um das Problem zu diskutieren und gegebenenfalls Beschlüsse zur Durchsetzung der Informationspflicht zu fassen.
  3. Schadensersatzansprüche: Bei schuldhafter Pflichtverletzung durch die Hausverwaltung können Sie Schadensersatzansprüche geltend machen. Dies gilt insbesondere, wenn Ihnen durch die mangelnde Information ein nachweisbarer Schaden entstanden ist.
  4. Abberufung des Verwalters: In schwerwiegenden Fällen kann die Eigentümergemeinschaft einen Beschluss zur vorzeitigen Abberufung des Verwalters fassen.

Durchsetzung Ihrer Rechte

Um Ihre Rechte effektiv durchzusetzen, sollten Sie alle Kommunikation mit der Hausverwaltung schriftlich dokumentieren. Wenn Sie eine Eigentümerversammlung einberufen möchten, müssen Sie die formellen Anforderungen beachten, wie z.B. die Einhaltung von Fristen und die korrekte Formulierung der Tagesordnungspunkte.

Bedenken Sie, dass die Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen oft komplex sein kann. Sie müssen nachweisen, dass die Hausverwaltung ihre Pflichten schuldhaft verletzt hat und Ihnen dadurch ein konkreter Schaden entstanden ist.

Präventive Maßnahmen

Um zukünftige Konflikte zu vermeiden, können Sie in der Eigentümerversammlung konkrete Beschlüsse zur Informationspflicht fassen. Definieren Sie beispielsweise, in welchen Zeitabständen und in welcher Form die Hausverwaltung bestimmte Informationen zur Verfügung stellen muss.

Durch die konsequente Wahrnehmung Ihrer Rechte als Wohnungseigentümer tragen Sie dazu bei, eine transparente und effektive Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums sicherzustellen.


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Was passiert, wenn Mängel am Gemeinschaftseigentum zu Schäden in meinem Sondereigentum führen?

Wenn Mängel am Gemeinschaftseigentum zu Schäden in Ihrem Sondereigentum führen, hängt die Haftung und mögliche Schadensersatzansprüche von verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich besteht keine automatische Haftung der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) für solche Schäden.

Verschuldensunabhängige Schäden

Bei Schäden, die ohne Verschulden der WEG entstehen, etwa durch Abnutzung, Alterung oder nicht erkennbare Baumängel, müssen Sie als Sondereigentümer den Schaden in der Regel selbst regulieren. Es gibt keinen verschuldensunabhängigen Ersatzanspruch für Schäden am Sondereigentum durch Mängel am Gemeinschaftseigentum.

Haftung bei Verschulden der WEG

Schadensersatzansprüche gegen die WEG können entstehen, wenn diese ihrer Verpflichtung zur Behebung der Schadensursache im Gemeinschaftseigentum nicht nachkommt. Dies kann der Fall sein, wenn:

  1. Die Instandsetzung des Gemeinschaftseigentums schuldhaft nicht oder nicht rechtzeitig beschlossen wird.
  2. Keine sofortigen Sicherungsmaßnahmen beschlossen werden, um Schäden am Sondereigentum zu verhindern.
  3. Beschlossene Instandsetzungsmaßnahmen sich verzögern oder schlecht ausgeführt werden.

Vorgehen bei Schadensersatzansprüchen

Wenn Sie einen Schadensersatzanspruch geltend machen möchten, sollten Sie folgende Schritte beachten:

  1. Dokumentieren Sie den Schaden sorgfältig mit Fotos und Beschreibungen.
  2. Melden Sie den Schaden umgehend der Hausverwaltung oder dem WEG-Vorstand.
  3. Fordern Sie die WEG zur Schadensbeseitigung auf und setzen Sie eine angemessene Frist.
  4. Bewahren Sie alle relevanten Unterlagen wie Korrespondenz und Rechnungen auf.

Rechtliche Grundlagen

Die Haftung der WEG basiert auf §§ 14 Nr. 1, 21, 23 Abs. 1, 25 Abs. 1 WEG in Verbindung mit §§ 280 ff. BGB. Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass es keinen verschuldensunabhängigen Ersatzanspruch für Schäden am Sondereigentum durch Mängel am Gemeinschaftseigentum gibt (BGH, Urteil vom 21.05.2010, Az.: VR 10/10).

Beachten Sie, dass die WEG verpflichtet ist, sich nach Kräften um eine Schadensbeseitigung am Gemeinschaftseigentum zu bemühen. Sollte die WEG dieser Pflicht nicht nachkommen, können Sie als Sondereigentümer einen entsprechenden Beschlussantrag in die Eigentümerversammlung einbringen.


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Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

  • Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG): Eine Wohnungseigentümergemeinschaft ist ein Zusammenschluss von Eigentümern innerhalb eines Mehrfamilienhauses oder Wohnanlagen, die Eigentum an einzelnen Wohnungen haben. Diese Gemeinschaft regelt die gemeinsamen Belange, wie die Instandhaltung und Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums, dazu zählen beispielsweise Flure, Treppenhäuser oder das Grundstück selbst. Jedes Mitglied hat dabei bestimmte Rechte und Pflichten, die im Wohnungseigentumsgesetz (WEG) festgelegt sind. Durch Beschlüsse der Eigentümerversammlung können Entscheidungen über notwendige Maßnahmen wie Reparaturen oder Sanierungen getroffen werden.
  • Sachverständigengutachten: Ein Sachverständigengutachten ist ein Bericht, der von einem qualifizierten Fachmann erstellt wird, um die Ursachen und Ausmaße von Mängeln oder Schäden zu analysieren und zu bewerten. Im Kontext der Wohnungseigentümergemeinschaft wird ein solches Gutachten häufig herangezogen, um festzustellen, ob Sanierungsmaßnahmen notwendig sind. Dieses Gutachten dient als objektive Grundlage für gerichtliche Auseinandersetzungen und unterstützt die Parteien dabei, ihre rechtlichen Ansprüche besser zu verstehen und zu begründen. Der gerichtliche Beschluss, Mängel zu beseitigen, stützt sich oft auf die Ergebnisse solcher Gutachten.
  • Instandhaltungs- und Instandsetzungspflichten: Diese Pflichten betreffen die Verantwortung der Wohnungseigentümergemeinschaft, das Gemeinschaftseigentum in einem ordnungsgemäßen und sicheren Zustand zu halten. Instandhaltungsmaßnahmen beziehen sich auf vorbeugende Tätigkeiten, um den Zustand des Eigentums zu bewahren, während Instandsetzungen erforderlich sind, um bereits bestehende Schäden zu beheben. Die gesetzliche Grundlage für diese Pflichten findet sich im Wohnungseigentumsgesetz, das konkretisiert, welche Maßnahmen die Gemeinschaft zu ergreifen hat. Versäumt die Gemeinschaft diese Pflichten, können betroffene Eigentümer Ansprüche auf Schadensersatz geltend machen.
  • Verkehrssicherungspflicht: Die Verkehrssicherungspflicht verpflichtet die Wohnungseigentümergemeinschaft dazu, das gemeinschaftliche Eigentum so zu erhalten, dass Dritte nicht gefährdet werden. Dies bedeutet, dass die Gemeinschaft dafür sorgen muss, dass keine Gefahren von den gemeinschaftlichen Bereichen wie Eingängen oder Gartenanlagen ausgehen. Wird diese Pflicht verletzt, indem beispielsweise Schäden nicht rechtzeitig repariert werden, kann die Gemeinschaft haftbar gemacht werden, wenn Dritte durch solche Vernachlässigungen zu Schaden kommen. Diese Pflicht ist entscheidend für die Sicherheit und den Schutz der Eigentümer und Nutzer der Immobilie.
  • Ermessensspielraum: Im rechtlichen Kontext bezeichnet der Begriff „Ermessensspielraum“ die Fähigkeit einer Entscheidungsträgerin oder eines Entscheidungsträgers, in bestimmten Rahmenbedingungen Entscheidungen zu treffen, die nicht klar vorgegeben sind. Im Fall der Wohnungseigentümergemeinschaft bedeutet ein fehlender Ermessen, dass die Gemeinschaft bei festgestellten Mängeln nicht entscheiden darf, ob sie die Reparaturen vornimmt, sondern dazu verpflichtet ist, dies unverzüglich zu tun. Dies ist entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Eigentümer in einem Einklang mit gemeinschaftlichen Interessen handeln und rechtzeitig Mängel beseitigt werden.
  • Verjährung: Die Verjährung beschreibt den Zeitraum, innerhalb dessen eine rechtliche Forderung, wie beispielsweise die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen, durch einen Anspruchsteller erhoben werden kann. Nach Ablauf dieser Frist kann der Anspruch nicht mehr durchgesetzt werden. Im Kontext des vorliegenden Urteils stellte das Gericht fest, dass Schadensersatzforderungen aufgrund von Beschädigungen schon verjährt seien, was bedeutet, dass die Klägerin in diesem Fall keine rechtlichen Schritte mehr gegen die Verantwortlichen einleiten kann. Die Verjährungsfristen sind im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt und variieren je nach Art des Anspruchs.

Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 21 WEG (Wohnungseigentumsgesetz): Dieser Paragraph regelt die Beschlussfassung der Eigentümergemeinschaft über Maßnahmen, die das Gemeinschaftseigentum betreffen. Beschlüsse, die die Instandsetzung und Instandhaltung des gemeinschaftlichen Eigentums betreffen, müssen ordnungsgemäß gefasst werden. Im vorliegenden Fall strebt die Klägerin eine Beschlussersetzung an, um das gemeinschaftliche Eigentum in Bezug auf die festgestellten Mängel instand zu setzen.
  • § 14 WEG (Wohnungseigentumsgesetz): Hier werden die Rechte und Pflichten der Wohnungseigentümer untereinander geregelt. Insbesondere ist festgelegt, dass Wohnungseigentümer für Schäden, die durch ihre baulichen Veränderungen oder Unterlassungen an Gemeinschaftseigentum entstehen, verantwortlich sind. Dies steht im Zusammenhang mit dem Streit, da die Klägerin eine Schadensersatzforderung gegen die Beklagten erhebt, die auf von der Gemeinschaft zu behebende Mängel zurückzuführen sind.
  • § 1 Abs. 3 WEG (Wohnungseigentumsgesetz): Der Absatz beleuchtet den eigentümerübergreifenden Charakter von Gemeinschaftseigentum und die Verantwortlichkeiten der einzelnen Mitglieder. In dem aktuellen Fall ist dies wichtig, da es um die Instandsetzung von Gemeinschaftseigentum geht, für die alle Eigentümer gemeinsam verantwortlich sind. Die Klägerin fordert hier die Umsetzung von Mängelbeseitigungsbeschlüssen seitens der Eigentümergemeinschaft.
  • § 980 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch): Dieser Paragraph behandelt das Recht des Eigentümers an seinem Grundstück auf Beseitigung von Störungen. Besondere Aufmerksamkeit fällt hier auf die Verantwortung für Mängel, die die Nutzung des Sondereigentums beeinträchtigen. Im Fall hat die Klägerin aufgrund der Mängel sowohl am Gemeinschaftseigentum als auch an ihrem Sondereigentum Ersatzansprüche geltend gemacht, was die Anwendung dieses Rechtsnorm unterstützt.
  • § 286 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch): Dieser Paragraph regelt die Folgen der Pflichtverletzung, insbesondere die Auswirkung von Verzögerungen in der Vertragserfüllung. Die Klägerin macht hier einen Schadensersatzanspruch aufgrund von Mängeln geltend, weil die Beklagten ihre Verpflichtungen zur Instandsetzung nicht rechtzeitig erfüllt haben. Der Zusammenhang zu den festgestellten Mängeln wird hiermit klar, da es um den finanziellen Ausgleich für die Zeit des Wartens auf die Mängelbeseitigung geht.

Das vorliegende Urteil

LG München I – Az.: 1 S 8212/23 WEG – Urteil vom 14.03.2024


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